..erlauben die Frage nach der Notdurft. Bio, Natur, Geprägt, Parfümiert, Feucht, 2-, 3- und 4-lagig – die Auswahl für das kleine und große Geschäft kennt kaum Grenzen. Am Beispiel Klopapier wird deutlich, wie die Konsumschraube immer weiter getrieben wird und wie unsinnig Produktinnovation sein kann.
Auf der IAA in Frankfurt werden der Öffentlichkeit 600-PS-Karossen vorgestellt, die die Welt nicht braucht und das Klientel der Superreichen glaubt allen Ernstes, dass die Krisen dieser Welt vor ihrem Reichtum Halt machen… Das hat nichts mit Dekadenz, sondern eher mit Naivität höchsten Ausmaßes zu tun.
Mineralwasser gibt es nahezu nur noch in Plastikflaschen aus verschiedenen Plastikmischungen. Der Verbraucher weiß natürlich nicht, dass die Mineralwassereinfüllung direkt beim Herstellungsprozess der Flasche passiert und somit Weichmacher in das ‚gute Mineralwasser‘ gelangen, die entweder mindergiftig oder krebserregend sind. Aber das Mineralwasser, dessen Mineralien und Carbonate zumeist, wie auch Kohlensäure, zugesetzt werden, wiegt durch die Flasche weniger und ist somit für den Haushalt besser geeignet… Die dadurch entstehenden Berge von leeren Getränkegebinden (übrigens hat nahezu der gesamte Osten Europas noch kein Entsorgungskonzept für Plastikflaschen…) werden bekanntlich weltweit u.a. in den Weltmeeren entsorgt und man kann die Plastikteppiche bereits aus großer Entfernung aus dem All erkennen.
Zwischen den Massenkonsumartikeln blitzen gutgemeinte ‚fair gehandelte‘ oder ‚biologische‘ Produkte heraus, die scheinbar aus Gründen des guten Willens von den Regierungen zugelassen worden sind… – sie erscheinen in dem nicht enden wollenden Angebot wie Quotenprodukte, um die Volksseele zu beruhigen.
In den Tiefkühltruhen der Supermärkte gibt es jetzt als neueste Innovation „Brot und Wurst“ von verschiedenen Herstellern. Der Verbraucher muss sich nicht einmal mehr die Mühe machen Brot zu schneiden und anschließend Butter und Wurst aus dem Kühlschrank zu holen. Nein, das gibt es jetzt alles fertig konfektioniert mit und ohne Butter… Weiter geplant sind Brot und Käse, Brot und Marmelade und bereits in Vorbereitung sind Brot mit Nutella, mit und ohne Margarine, Butterbrezen mit Butter bestrichen oder eingespritzt, Roggensemmeln Bio und nicht Bio usw.
Zum Glück kann man bei der Überproduktion von Schweinfleisch das angefallene Knochenmehl in Gummibärchen einfließen lassen, sonst hätten wir wohl bald einen Schweineberg…, aber den haben wir ja eh schon… – einen Riesenberg an Schweinen (so mancher Mensch ist da schon auch mit von der Partie…).
Bei Schweinen müssen wir aufpassen. Das ist ein Wachstumsmarkt ohne Grenzen, denn in China steigt die Lebensqualität und somit auch der Fleischkonsum. Ist im Fernen Osten vor 20 Jahren nur einmal pro Woche Fleisch konsumiert worden, so sind darauf mittlerweile vier bis fünf mal geworden. Das macht naturgemäß eine Erhöhung der Fleischproduktion erforderlich. Leider ist dies aber bei den Bevölkerungszahlen nicht´ohne weiteres möglich, denn um ein Kilo Fleisch zu produzieren, egal ob Rind, Huhn, Schwein oder Lamm, sind ein Vielfaches an nicht fleischlicher Nahrung erforderlich. Das wiederum bringt die Ernährung der Weltbevölkerung unter Druck. Jedoch brauchen sich die Superreichen in ihren Superkarossen mit 600 PS keine Sorgen machen – durch die Ernährungsprobleme sterben vorerst nur Familien und Kinder in den sogenannten Entwicklungs- und Schwellenländern. Und das macht uns allen ja nichts aus, denn Hauptsache, es passiert außerhalb unserer Grenzen, die wir jederzeit gegen Armut und Krieg abschotten, wenn es zum Äußersten käme.
Kommen wir zurück zu „Brot und Wurst“ und den unzähligen Hilfsmitteln, die uns zur Bewältigung des Alltags zur Verfügung stehen. Ganz nach amerikanischem Vorbild sind wir auch kurz davor, dass wir mit dem Auto zum Postkasten fahren, um einen Brief einzuwerfen. Oder wir erledigen das bequem vom Arbeitszimmer via Internet… Ja, es ist mittlerweile nicht mehr nötig, auch nur einen Schritt zu unternehmen. Wir sind schließlich vernetzt, verfügen über mitdenkende Kühlschränke, die in Zukunft den Bestellvorschlag selbst in den Supermarkt schicken. Das heißt im Klartext, dass der Verbraucher am Tag nur noch knapp 500 – 1000 Meter zu Fuß zurücklegen muss. Vor 50 Jahren musste ein Durchschnittsbürger noch 10 – 15 km täglich zurücklegen, um seine täglichen Geschäfte zu erledigen und den Anforderungen gerecht zu werden. Heute karren wir sogar unsere Kinder zig kilometerweit zu den abseits gelegenen Spiel- und Bolzplätzen, die in Siedlungen und Randgebiete verlegt oder gleich zentralisiert wurden. Für die Beschäftigung der Kinder bietet sich zudem, um es ganz einfach zu gestalten, die digitale Technik an. Um es auf den Punkt zu bringen; durch die Vereinfachung unseres Lebensalltags produzieren wir eine Fettleibigkeit nicht gekannten Ausmaßes. Das Dekadente daran ist, dass in der zweiten Parallelwelt genau das Gegenteil passiert. Wir in der westlichen Zivilisation werden immer fetter, während die Menschen in den Entwicklungsländern nichts mehr zu essen haben. Es geht sogar so weit, dass wir den angefressenen Wohlstandsranzen in die unzähligen Fitnessbuden schleppen, um ihn wieder runter zu trainieren – ohne jeden Selbsterhaltungszweck. Zudem stopfen wir uns dann noch Proteinmixturen in uns hinein, um einen künstlichen Muskelaufbau zu gewährleisten.
Wenn es nur Wirtschaftsflüchtlinge wären, die an unseren Grenzen stehen, dann würde ich den Menschen nicht empfehlen zu uns zu kommen. Denn so toll ist es im Westen nicht. Das was wir an Essen zu uns nehmen ist zu über 90 % reiner Schrott. Es ist nicht nachhaltig, zum Teil gesundheitsschädlich und der Alltag mit seinem Lärm durch Autoverkehr, Bautätigkeiten und Fluglärm versaut einem jeden Tag aufs Neue. Diesen Stress muss man auch erst einmal bewältigen. Leider jedoch verursacht unser Lebenswandel und unsere Produktionssucht, sowie das Wachstumsprinzip des Kapitalismus eine Drei-Klassen-Gesellschaft. Die Folge sind Kriege und Massenflucht. Dafür tragen wir schließlich ursächlich die Verantwortung.
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