Wie mir ein jugendlicher Freund von krassen Geburtstagswunsch-Orgien via Facebook erzählte, als ich ihm von meiner FB-Resonanz berichtete, lachte er lauthals und verkündete, dass unter seinen Freunden eine Traffic von 500-1000 Grüßen keine Seltenheit ist… Natürlich ist der Oberflächlichkeit in dem FB-Gebahren Tür und Tor geöffnet und so ein Geburtstagsgruß ist per Mouseklick sehr schnell abgedrückt, wo er wahrscheinlich in Realität gar nicht stattfinden würde. Trotzdem ist so ein digitaler FB-Gruß vergleichbar mit dem Eincremen einer trockenen Hautstelle. Während des Einmassierens herrscht ein wohliges, schlüpfriges Gefühl. Das Ergebnis sind vorübergehend gepflegte Hände, die von der Feuchtigkeitslotion in der Creme profitieren. Die Langzeitwirkung jedoch ist reine Propaganda und die Haut macht sich abhängig von den extern zugeführten Substanzen… Ähnlich ist es mit den sozialen Netzwerken. Die Freude über Kontakte, Grüße und dergleichen ist nur von kurzer Dauer und eine tiefere, innere Zufriedenheit, wird es aus dem Konsum der Oberflächlichkeit nicht geben. Was bleibt ist die unerfüllte Sehnsucht nach Nähe und Verstanden-Sein, nach Freundschaft und Harmonie… Die treffende These zu dem ausgeführten Umstand kam bereits von einem FB-User, der feststellte: „Ich habe 1000 Freunde – ..und bin allein!“
Der Plattenspieler mit analogem Sound ist wieder im Kommen. An meiner letzten Geburtstagsparty ließen sich einige Jugendliche für den Sound von der veralteten Technik begeistern. Die Klangfülle, die instrumentalen Details, der Sound im Raum und die Originalität der Aufnahmen, sind um Klassen besser als beim ziemlich flachen, klanglich gequetschten Sound aus der Digi-Konserve. Warum, frage ich mich, tun wir dann unseren Ohren diese soundtechnische Qual an? Nur, weil auf ein Medium mehr Volumen passt oder weil die Einführung einer neuen Technik jedes Mal die Reproduktion des gesamten Marktrepertoires nach sich zieht… Letzteres produziert Müll und Privatinvestitionen. Der technische Innovationsschub durch die Einführung neuer Abspieltechniken löst regelmäßig einen Massenhype aus, der Berge von Müll entfacht und wiederum der Industrie die Kassen füllt. Was bleibt ist der Verlust eines einst so geliebten Klangerlebnisses. Die Maßgabe unserer Zeit ist Quantität statt Qualität, zum Leidwesen für die Musik und in letzter Konsequenz auch für die Musiker, die durch Raubkopien, kostenlose Zugänge zu Musikportalen oder Ideenraub um die Früchte ihres Erfolgs gebracht werden.
Die scheinbare Ersetzbarkeit des Menschen durch Robotertechniken und der digitalen Welt der Kommunikation, verursacht bei unsachgemäßer Bedienung durch in erster Linie Reizüberflutung, Depressionen, Psychosen, Versagensängste, Einsamkeit, Ausgrenzung und vor allem immerwährenden Druck, der im Nachgang häufig zu Burnout und Erschöpfungssyndromen führt. Die schlimmste Folgeerscheinung des digitalen Konsums liegt in der Selbstentfremdung jedes Einzelnen. Die Oberflächlichkeit in den zwischenmenschlichen Kontakten und Beziehungen schafft keine nachhaltigen Netzwerke, sondern ein bedingungsloses Ausschlachten von Themen, eine Instrumentalisierung von Menschen und die Vereinheitlichung von Individuen nach vorgefertigten Parametern und Rastern. Jeder, der nicht in dieses Raster passt, kann eliminiert oder geoutet werden. Auch ist das Ausnutzen der digitalen Medien durch Extremisten und Hetzer sehr einfach und rekrutiert unsichere Nutzer oftmals für die falsche Sache und macht selbige zu gefährlichen Mitläufern.
„Hol‘ Dir dein Leben zurück!“ rufe ich hinaus in die Welt. „Entreiße dich und deine Welt der digitalen Technik und kehre dem Ausverkauf der Gefühle und der Installation der weltweiten Oberflächlichkeit den Rücken. Läute den Rückzug aus der Bevormundung und der Konsuminstrumentalisierung ein und setze ein Zeichen für die Wiedereinführung der Selbstbestimmung durch die Verweigerung von allem, was nicht deinem Selbst entspricht.“
Die schrittweise Abkehr von der digitalen Welt eröffnet jedem Einzelnen den Zugang zur wahren Realität und gewährleistet so die dringend notwendige mentale und spirituelle Verbindung mit der Schöpfung. Durch das neue Kennenlernen unserer Welt erfahren wir viel über die Verletzungen unserer Heimat und sensibilisieren so unsere Sinne für die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen und Ressourcen. Vor allem aber versetzen wir uns wieder in die Lage, wahrhaft zu lieben und wahrhaft geliebt zu werden, nur um unser Selbst willen. Der Verzicht auf des Menschen technische Errungenschaften ist naturgemäß mit einem nichtstofflichen Entzug verbunden. Jedoch wird die Aktivierung und Sensibilisierung unserer Sinne die Renaissance unserer Persönlichkeit, unseres Charakters und letztendlich unseres Wirkens, als Teil des großen Ganzen auf unserem Planeten fördern und neu stimulieren.
Nach der Wiedererlangung unserer individuellen Selbstherrschaft kann die Solidarisierung mit den Themenfeldern beginnen, die unserer tatsächlichen Berufung entsprechen. In unserem bescheidenen, und doch so anspruchsvollen Menschsein, ist unsere Bestimmung klar hinterlegt. Diese zu finden ist durch die systematische Anpassung an staatsrelevanter Entsprechung, mit Kindergarten, Schule, Lehre, Studium und Beruf, nahezu unmöglich geworden und bedarf der Schulung und Aufsicht eines unabhängigen Mentors. Den Weg zur eigenen Bestimmung zu finden und ihn zu begehen ist wohl die Primäraufgabe unserer Existenz. Von der Ausrottung unserer Tierwelt, von der Zerstörung unseres Planeten und der nachhaltigen Schädigung der Schöpfung ist in keiner Religion dieser Welt die Rede. So ist es auch jedes Menschen gutes Recht, sich gegen die weltweite Ausbeutung unserer Heimat zu wehren und uns gegen die Bevormundung von politischen Systemen aufzulehnen, die nicht das eine Ziel verfolgen, dass es um den Erhalt unseres Erdballs zu verfolgen gilt. Die frevelhaften politische Führungen durch Verzicht und Boykott zu erziehen und anzumahnen ist oberste Bürgerpflicht. Denn wenn sich der Staat und die bevormundete Zivilgesellschaft zu sehr von dem einzelnen Mitglied der Gemeinschaft entfremdet, sind wir zum Widerstand aufgerufen, unter anderem nachzulesen in „Disobedience“ von Henry-David Thoreau (Mitte 20. Jahrhundert).
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