ALS DIE TIERWELT UNSERE WELT VERLIESS…

Jeden Tag diskutieren wir Menschen nahezu ausschließlich über die Probleme unserer eigenen Spezies. Egal ob Flüchtlinge, Krankheiten oder wirtschaftliches Auskommen. Unsere Gazetten nehmen sich jeden Themas bereitwillig an und jeder Einzelne von uns ist verblendet und abgelenkt von den eigentlichen, höchst existenziellen Fragen und Problemen, die unsere Welt nach und nach unbewohnbar machen.

Unsere Natur ist nicht nur angeschlagen, sondern steht vor dem Scheideweg. Es ist bereits Fünf nach Zwölf und nahezu täglich sterben die verschiedensten Tierarten aus. Falls überhaupt, liegt der Fokus unseres Empfindens auf bekannte Großtiere wie Schneeleopard, Panda, Tiger oder Nashorn. Wir sind informiert darüber, dass die genannten Tierarten vom Aussterben bedroht sind und durch ihre geringe Anzahl keine Chance mehr zur selbstständigen Reproduktion besitzen. Viel schlimmer jedoch ist der Umstand, dass das Fehlen der Spitzen in den Nahrungsketten eine Vielzahl von Folgeerscheinungen nach sich zieht. Wenn der Tiger nicht mehr für die Regulierung des Wildes in seinen angestammten Regionen sorgt, dann wird der Wildbestand anwachsen und somit auch der Verbiss von jungen Baumtrieben. Wenn die Honigbiene durch den Milbenverfall ausstirbt, dann werden die Obstplantagen nicht mehr bestäubt und wir werden nur noch einen Bruchteil des Obstes ernten. Wenn das Gnu durch die vermehrt auftretenden Dürren auf seinen Wanderungen keine natürlichen Weiden mehr vorfindet, wird in den Jahrtausende alten Pfaden auch keine Düngung der Weideflächen mehr erfolgen.

Das weltweite Artensterben hat weitaus größere Auswirkungen, als jedem von uns bewusst ist. Der Wegfall etwa von einzelnen Ameisenarten würde dazu führen, dass verendete Tiere im Wald verwesen und Krankheiten auslösen, gegen die wir noch kein Gegenmittel haben. Die Reduzierung verschiedener Vogelarten durch Überdüngung und Monokultur führt zur übermäßigen Ausbreitung von bestimmten Insektenarten, die dann wiederum zu einer Plage für unser ökologisches Gleichgewicht ausartet. Die Erwärmung der Meere zerstört die Fauna des Meeresbodens und hinterlässt ein Bild der Verwüstung. Korallenbänke bilden sich sukzessive zurück, die Kinderstuben der Fische werden zerstört und eine Reproduktion der Arten wird unmöglich. Der Mikrokosmos des Meeresbodens wird durch die intensive Befischung nicht nur ge-, sondern zerstört und eine Tierart nach der anderen stirbt aus. Wenn die Haie als höchstes Glied in der Nahrungskette ausfallen, treten andere Fischarten an deren Stelle und werden durch die überproportionale Fortpflanzung die unteren Tierarten so stark dezimieren, dass sie selbst keine Nahrung mehr finden. So stürzt nach und nach das gesamte ökologische Gleichgewicht zusammen und alle Fischarten sterben aus.

Gerne sitzen wir in unseren Sesseln und auf unseren Wohnlandschaften und sehen uns Naturdokumentationen an. Wie schön doch die Tierwelt ist und wie niedlich ist doch ein kleiner Eisbär. Wir sind nicht in der Lage, die Tiere dieser Welt in den tatsächlichen Bezug zu ihrer natürlichen Umwelt zu bringen. Wir zeigen uns gerne empört, wenn wir Bilder zu der Zerstörung des Regenwaldes sehen. Wilderei wird von uns aufs Schärfste gebrandmarkt. Doch was wir nicht wollen, ist eine Einschränkung oder eine Reform unseres eigenen Konsumverhaltens – nach uns die Sintflut. Die Obrigkeiten dieser Welt werden schon noch rechtzeitig eine Lösung zur Rettung der Welt finden.

Doch die Welt wird keine Lösung finden, denn die Weltregierungen beschäftigen sich ebenso wie hierzulande nur mit Fragen nach Wachstum und Steigerung des Bruttosozialproduktes. Da spielt der Schutz und Erhalt von Tierarten oder Ökosystemen überhaupt keine Rolle mehr. Nehmen wir doch einfach das Beispiel Öl und Ölpreis. Statt die Ölproduktionen dieser Welt herunterzufahren, versucht jeder Ölstaat, sich noch einen Teil des Kuchens zu sichern. Dabei ist völlig egal, welche Naturareale im Endspurt noch zerstört werden…

Der Mensch ist ein unverbesserlicher Egoist und hat es in den zurückliegenden beiden Jahrhunderten der Industrialisierung versäumt, eine ethische und kulturell verwurzelte Grundeinstellung zu sich selbst und zur Natur zu schaffen und zu pflegen. Die Verdrängung von Tierarten ist das einfachste Mittel für materiellen und wirtschaftlichen Erfolg und so „Machen wir uns die Welt untertan!“, wie so schön in der Bibel nachzulesen ist. Doch wenn der Herr kein Guter ist, der sich über die Natur stellt, dann wird er sie auch nicht beschützen. Wir alle können sehen, dass die einzige menschliche Errungenschaft in der Ausbeutung von allem und jeden besteht, der einem auf seinen individuellen Weg durchs Leben dienlich ist. Da kommt einem die Natur nur recht, denn die kann sich am wenigsten wehren.

Statt uns um den Erhalt der Schöpfung zu kümmern, entziehen wir Menschen ganzen Regionen durch Ausbeutung von Ressourcen die Lebensgrundlagen oder gefährden durch Bürgerkriege komplette Ökosysteme, wie etwa im Nahen Osten. Auch in Afrika werden nach und nach Naturschutzgebiete durch Wilderer und Soldaten unterwandert und Tierarten unwiederbringlich ausgerottet.

Die Überlagerung von Alltagsthemen und der Genuss von komsunvergifteten Fernsehen führt zur kompletten Ignoranz gegenüber den elementar wichtigen Themen. Unsere Welt steht am Abgrund und auch in den nächsten Jahrzehnten werden wir den Verlust unserer animalischen Vielfalt beklagen. Doch außer Umweltverbänden klagt niemand über die derzeitige Situation. Angesichts von rechter und linker Gewalt, einer Überfremdung der Gesellschaft, in der eigentlich wir selbst der Initiator sind, interessiert niemanden, ob der Eisbär in der Arktis jetzt eine Robben fangen kann oder nicht… (keine geschlossene Eisdecke, kein Jagderfolg) – aber der neugeborene Eisbär im Nürnberger Zoo ist „herzallerliebst“! Da stört auch nicht, dass das Muttertier wie in Trance jeden Tag mindestens 10.000 mal immer denselben Pfad hin- und herläuft, oder vor lauter eigener Entwurzelung aus einer Laune heraus das Junge tötet.

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