DEM FALSCHEN HERREN GEDIENT…

Tief beeindruckt von der Dokumentation über Papst Franziskus bin ich in Gedanken über die Aussage, welchem Herren wir dienen sollen. Ist es der weltliche Reichtum, der die Menschen in verschiedene Klassen teilt? Oder ist es die Nächstenliebe, die von unserem Herrn proklamiert, uns tief erfüllt mit dem wahren Reichtum, der Selbstlosigkeit gegenüber Schwächeren, Leidenden, Kindern und unseren Eltern. Ja, die Wahl sollte uns eigentlich nicht schwer fallen – doch ist der Run auf den schnöden Mammon so faszinierend, dass wir ihm nahezu täglich verfallen müssen – ähnlich wie Jesus in der Wüste, der den Verlockungen des Teufels 40 Tage widerstehen musste.

Gerne blättere ich in meinen vergangenen Schriften und möchte zwei Gedichte davon herausnehmen („Du sprichst mich an“ Kontrast-Verlag 2005 von Bernd Bredendiek):

 

Im Krankenhaus (I. Teil)

Die verlorene Zeit

 

Da traf ich einen Mann,

der arbeitete ein Leben lang,

viele Stunden an jedem Tag,

Er niemals Zeit für den Doktor fand.

 

Der Gute hatte drei Kinder,

weit verstreut in alle Welt.

Eines haben sie mit ihm gemein,

die maßlose Jagd nach Ruhm und Geld.

 

Heute sehe ich in seine Augen,

die verbittert in den meinen suchen,

das, was er zu finden hofft,

den Zuspruch der Lieben.

 

Aber kein Zuspruch!

Das eigene Blut wartet vor der Tür

auf den Tod, der kommen wird,

um das zu teilen, was ihnen nicht gehört.

 

Die Tränen rollen,

der Schmerz sucht ihn anheim.

Nicht der des Todes,

es ist der Schmerz der verlorenen Zeit.

 

Im Krankenhaus (II. Teil)

Das Bisonfell

 

Ist die Frau auf Station 8 schon tot?

Neue Tote warten auf dem Flur.

Die Zeit der Schwestern ist diktiert,

waschen, Medikamente und Geräte,

vom Pfarrer fromme Gebete über den Erlöser.

Die Frau auf Station ist tot.

 

Vor der Tür, da warten sie

auf die Erlösung.

Brüder und Schwestern,

Söhne und Töchter

und streiten um das,

was zurückgeblieben.

Und die Schwestern haben endlich

ein neues Bett

für die Toten.

 

Ist die Frau auch wirklich tot?

Denn für alle hier hat sie wohl nicht gelebt.

In ihrem Gesicht der Schmerz vieler Jahre,

ihre Züge sind verspannt,

denn niemand nahm ihre Hand.

 

Nun starb sie ganz allein.

Der Herr wird sich ihrer erbarmen,

so sprach der Pfarrer – Amen,

und weiß genau,

dass er war der einzige,

der in dieser letzten Stunde

im Geiste zu ihr stand,

so wie der,

der ihn gesandt.

 

Unsere Welt ist voller Menschen,

die nicht wissen,

dass sie einmal sterben müssen.

 

Die Frau auf Station 8 ist tot.

Und wir warten vor den Toren,

bis wir an der Reihe sind

und nehmen keines Menschen Hand

und zeigen keine Trauer.

Sie wurde uns nicht gelehrt.

 

Alles Wissen ist dahin,

nur das Leben macht noch Sinn,

vertrauen wir auf die Erlösung,

freveln gegenseitig um die Wette.

 

Hinaus aus diesem Haus,

unwürdig meiner letzten Tage,

trage mein liebstes Fell in den Wald,

lege mich darnieder

den Blick zum Mond, zur Sonne.

 

Freunde Gefährten bestatten,

Sterne funkeln wie die Augen derer,

die vor mir gingen,

jetzt auf mich warten.

Endlich bin ich bei dir,

erfülle das,

was mir aufgetragen:

 

Eins sein mit der Schöpfung.

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