Ursprünglich liebten wir Menschen den verlässlichen Gleichlauf. Durch den unbändigen Fortschritt und dem Run nach Wachstum jedoch müssen wir uns täglich auf neue, oftmals traurige Rekorde einstellen – und das leider um jeden Preis. Die Dualität des Lebens gerät aus dem Gleichgewicht, ja, gerät außer Kontrolle; und das in allen Belangen. Auf Oben folgt kein Unten mehr, sondern es gibt Oben und ganz viel Unten…, bezieht man es auf die weltweite soziale Situation der Menschen. Nehmen wir die politische Landschaft in Europa, so verlieren wir die Mitte und driften eher nach rechts-national, weil Links nach Integration von Migranten schreit und die rechte Mitte Angst um ihre Pfründe hat. Nach Ungarn kooperieren nun auch Frankreich und England bei der Flüchtlingsblockade am Eurotunnel und verstärken Polizeipräsenz und Zaunanlagen – solange, bis die ersten Seelenverkäufer über den Kanal schippern. In Deutschland wurden die Flüchtlingszahlen auf 800.000 in diesem Jahr nach oben korrigiert und vor den Gerichten sind knapp 600 Schlepperprozesse in der Warteschleife. Die Flüchtlingszahlen könnten und werden noch steigen, wenn jetzt Mazedonien Westeuropa mit Asylsuchenden flutet und der Krieg im Jemen die dreizehn Millionen Kriegsflüchtlinge auf die Reise schickt. Bei dem ganzen Flüchtlingsdrama fällt mir auf, dass der selbsternannte Gott Osteuropas nicht einem einzigen Menschen Zuflucht gewährt. Obwohl Putin eine gehörige Mitschuld, etwa an der Krise in Syrien, trägt, gibt es keinerlei humanitäre Hilfe aus Moskau. Dabei hätte das Land zum einen die Kapazitäten und zum anderen auch die klare soziale Verantwortung zur Hilfe. Doch wie es in Russland üblich ist, regiert auch dort nur das politische Kalkül, die Macht und das Kapital. Humanitäre Katastrophen werden von dem Diktator eher geschürt und ganz bewusst gegen den Westen eingesetzt, um Unruhe zu stiften und das dort herrschende Gleichgewicht außer Kontrolle zu bringen. Das alles garniert Putin mit wahnwitzigen Kommentaren und einer blutigen Spur aus schizophrener und heuchlerischer Propaganda…
Leider funktioniert die mediale Beeinflussung des Einzelnen, insbesondere in einem notleidenden Volk, bestens, wie man am Beispiel Russlands oder auch China klar erkennen kann. Mit Gewalt und medialer Allmacht lässt sich auch das korrupteste und verbrecherischste Regime legitimieren und mittels Rundfunk, Fernsehen und zensiertem Internet jede frisierte Wahrheit verbreiten.
Auch die Türkei, die einst als Kandidat für die EU avancierte, versucht das gleiche Prinzip anzuwenden. Egal wen der Schurkenstaaten man genauer unter die Lupe nimmt, es wird immer das Gleiche Prinzip zur Anwendung gebracht. Wenn die politische Zustimmung in der Bevölkerung sinkt und der Fokus auf kritische innenpolitische Themen und Probleme gelenkt wird, dann installiert der regierende Machtapparat in absoluter Verlässlichkeit eine internationale Krise oder einen fingierten Angriff auf die eigene Gesellschaft oder das Volk, auf die „angemessen reagiert“ werden muss. Auch das Beispiel Griechenland und die Euro-Rettung zeigt deutlich, dass sich ein Volk grundsätzlich gegen das „Außen“ wendet; in dem Fall die EU; obwohl es doch vom eigenen Heilsbringer hintergangen und verraten worden war. Das Machtkalkül Tsipras gipfelt nun sogar in der Proklamation von Neuwahlen, um sich als Frontmann einer Syriza bei der Bevölkerung zu etablieren, die es eigentlich in der ursprünglich aufgestellten Form gar nicht mehr gibt. Aus einer linken Syriza ist ein Mitte-Rechts-Bündnis von Lakaien, Ja-Sagern und Wasserträgern geworden. Die Parallelen zur CDU-CSU sind hierbei kaum zu übersehen. Auch Angela Merkel entledigte sich sukzessive ihrer politischen Konkurrenten in der eigenen Partei und installierte eine sorgsam ausgewählte Schar von farblosen Abnickern. Schließlich ist Merkel ein Kohl-Zögling und dem einstigen Garant des Stillstandes‘ Grundsatz war: „Wer nicht für mich ist – ist gegen mich!“ Getreu diesem Motto baute er sukzessive sein Machtpotenzial und sein Personal auf, dass ihm insgesamt vier Amtszeiten bescherte. Dasselbe blüht uns Deutschen jetzt mit der problem-aussitzenden „Mundwinkel-Tante“… Leider hat unser Land die Amtszeiten nicht auf deren zwei gedeckelt, wie es etwa in den Vereinigten Staaten der Fall ist. Das wäre insbesondere bei uns ein absolutes Muss, da ja die Historie zeigt, dass der Deutsche nur allzu gerne einer einzigen Führungsperson hinterher läuft. Beweise für dieses urdeutsche Verhalten gibt nur allzu viele. Da müsste man nur die gesamten kirchlichen Szenarien bemühen… Noch heute wird mir zuweilen ganz befremdlich, wenn das gesamte Heimatdorf während einer Prozession an meiner Haustür vorbeizieht und Fahnen schwenkt… Ich habe jedes Mal ein wenig Angst, dass der Mob mein Haus anzünden will, nur weil ich nicht katholisch bin…
Die „Dualität des Lebens“ ist aus den Fugen und wir müssen uns darauf einstellen, dass unsere humane Lebensausrichtung bis an die Grenzen des Machbaren ausgeschöpft werden wird. Bei der Bewältigung der Flüchtlingsfragen müssen wir Antworten finden. Diese Antworten liegen aber keineswegs in der Diskussion über Aufnahmekapazitäten, sondern viel eher in der Verantwortung der gesamten Welt, die internationalen Krisen zu beenden. Diese Krisen können wir aber nur beenden, wenn wir den angeschlagenen Staaten und Systemen der Welt fair und ausgleichend begegnen. Es wird nicht mehr reichen, Almosen zu spenden und zu hoffen, dass sich die ausgebeuteten Staaten, z.B. Afrikas, damit finanzieren können. Nein, wir müssen unseren Reichtum teilen und damit aufhören, andere Völker für den Erhalt unseres Wohlstandes auszubeuten. Denn der wahre Grund für die Flüchtlingswellen, die uns in diesen und in zukünftigen Zeiten ereilen, liegt in unserer Maßlosigkeit, Dekadenz und Gleichgültigkeit gegenüber anderen. Unser grenzenloser Egoismus ist zerstörerisch und in erweiterten Sinnen sogar selbstzerstörerisch…
Wenn heute eine Prozession an meiner Haustür vorbeizieht, so hat deren Motiv nichts damit zu tun, nächstenliebend zu handeln und auf dem Weg des Herrn zu sein, sondern viel eher, sich dafür einzusetzen, dass sich die Gemeinschaft gegen alles Andersartige zur Wehr setzt und jeden Einfluss von Außen abwehrt… Dafür trifft man sich, dafür zieht man durch die Straßen, dafür weiht man sich – und Jesus ist auch nicht mit von der Partie – denn schließlich hat der Ansichten, die ja nicht zu realisieren sind, der elende Spinner!
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