DIE IMMERWÄHRENDE PROSTITUTION

Politik statt Poesie,

Umsatz statt Glauben,

Lithium statt stolzer Greif am Himmel,

Schulterabzeichen statt Jesusliebe.

 

Die Liste individueller Verfehlungen, ja, meiner Verfehlungen ist lang und wird in einem Menschenleben wohl immer länger. Der Run ums Geld, ums Auskommen, diktiert jeden Einzelnen und die Selbst-Prostitution will bis zum Renteneintritt nicht enden.

Da spielen sich Unternehmer als Wohltäter auf und unterliegen doch nur der täglichen Abrechnung; sehen sich gerne als sozialen Samariter, haben jedoch im Kern nur das eigene Fortkommen in Sicht; Alle Personen im Unternehmen, die dem eigenen Weltbild nicht entsprechen, werden bekämpft und angefeindet. Toleranz und Diversität werden im Mikrokosmos des Despoten nicht akzeptiert und weitestgehend verspottet und ausgegrenzt – im Prinzip alles kleine Trumps, die selbigen wohl insgeheim als Vorbild verehren…

Verschwimmende Farben geben leuchtend manigfaltige Bilder, sezieren Verstand und Unverstand, inspirieren den Sanften, enttarnen den Despoten. Das falsche Pferd im Vollgalopp reitet dahin mit einem Reiter ohne Sattel…

Ein etwas älteres Gedicht von mir:

 

Die zwölf Gebote

Dur darfst dich niemals frei auf der Erde bewegen,

ohne den Vormund rechtzeitig zu unterrichten.

Du sollst nicht selbst Energie erzeugen.

Du musst für die Gesellschaft arbeiten

und alles solidarisch aufteilen,

bis dass der Tod dich niederrafft.

Begehre niemals auf gegen das System,

dem du unterstehst.

Schaffe die Alten und Gebrechlichen aus dem Weg,

dass sie deine Karriere nicht belasten.

Du darfst niemals die Wahrheit sagen,

sonst bringst du dich um den gerechten Lohn.

Überlasse die Kinder dem System,

auf dass sie sich entwickeln wie du selbst.

Schaffe dir die Konkurrenten aus dem Weg

denn nur der Stärkste soll überleben.

Glaube nur an das, was dir Vorteile bringt,

und orientiere dich an dem, was andere besitzen.

Befolge nicht die christlichen Gebote,

strebe nach Macht und Geld,

und dein ist das Erdenreich.

Nimm dir so viele Lebenspartner,

wie du dir leisten kannst,

und denke nicht an morgen.

Überlasse die Natur ihrem Schicksal,

auf dass der Fortschritt uns unsterblich mache…

Bernd Bredendiek

(ISBN: 3-935286-40-6 Meine „Zwölf Gebote“ aus dem Jahr 2005 erschienen in „Du sprichst mich an“ – Lyrikband Kontrast-Verlag Bingen)

Vielleicht ist es der sinnige und von leuchtenden Farben geprägte Oktober, der mich wieder näher an die Kunst, an das Schreiben bringt. Es war Auszeit. Geschäft und Politik und das Fortkommen der Nachkommenschaft prägten über die letzten Jahre meinen „Existenz-Alltag“. Geblieben ist nichts, außer der Erkenntnis, dass nichts geblieben ist.

Zum Beispiel ist Umsatz nicht nachhaltig und beinhaltet auch keine Dankbarkeit. Politik zieht Kritik nach sich. Der Engagierte wird zum Geprügelten. Und doch überkommt mich bei allem ein Wohlgefühl von Menschlichkeit, von Verletzbarkeit, von Gleichheit und Selbstliebe. Es gibt keinen Schritt zurück und keinen nach vorn – es gibt nur die Sinne, die es zu schärfen gilt für das was uns ausmacht. Es gibt nur den Weg zurück zur inneren Mitte und Ausgeglichenheit..; und beileibe ein großes Stück Demut und Ehrfurcht für jedes kleine Glück, das mir zuteil.

Es lebe die Freiheit

Bildunterschrift:

„3 Hühner – 3 Eier“

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