Der Kampf um die Musik zwischen Musikern und Internet war und ist die erste Stufe des virtuellen Untergangs… – doch nun folgt eine Welle elektronischer Musik, mit der sich Sounddesigner über die Kreativität des Klangspiels hinwegsetzen und die Marktanteile, zumindest flächendeckend in Europa, für sich verbuchen. Studierte und talentierte Musiker selbst bleiben meist auf der Strecke und bekommen für ihre Leistung nur noch Bruchteile an Bezüge und Tantiemen. Den Großteil der Gelder streichen Management und Programmierer bzw. DJ ein. Ist das nun nur ein zeitlich begrenztes Phänomen oder Episode oder bewegen wir uns tatsächlich in Richtung elektronischen Einheitsbrei.
Wegbereiter für diese Entwicklungen war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Techno- und DJ-Szene, die den dumpfen Basstakt aus der Konserve bereits vor Jahrzehnten step-by-step marktfähig gemacht hat. Sicherlich lässt es sich darauf ganz gut tanzen und abfeiern, doch ist dieser stupide Einheitssound nichts für Musikliebhaber, lässt er doch überhaupt keinen Raum für virtuos-kreative konventionelle Musik. Der Gitarrist wird durch einen digitalen Kasten ersetzt und das Schlagzeug spielt wie an der Schnur gezogen immer wieder denselben Rhythmus bis zum Liedende… – das alles ohne Fehl und Tadel, ohne Individualität und Betonung, ohne Menschlichkeit und Intuition… – einfach endlos fad.
Den jungen Zuhörern, die durch Casting-Show, Cover-Mentalität und Singesange aus der Büchse über viele Jahre top geschult wurde, gefällt’s – besser gesagt, sie kennen es nicht anders. Für eine 16-jährige ist es normal, dass Interpreten sich der Kunst anderer bedienen und ihre Stimme drüberlegen – ganze Show-Formate basieren auf diesem System und die einstigen Musikgrößen unseres Landes turnen durch die Privaten wie übriggebliebene, verwahrloste Resonanzaffen, namentlich genannt FV, Ray Garvin oder Silbermond. Wer nicht mitmacht fliegt raus aus der Vermarktungsmaschine… – der Druck ist scheinbar gewaltig. Vielleicht ist die Szenerie auch vergleichbar mit Formaten wie dem Dschungel oder Kochshows oder Dance-Rotz etc. etc. etc. Für die B-Stars dieser Tage ist es die einzige Möglichkeit, in der Gunst des Show-Biz noch einigermaßen über die Runden zu kommen. Wahrscheinlich wäre aber den sogenannten Stars mehr geholfen, wenn sie sich der Wahrheit stellen würden und endlich den Weg zu sich selbst antreten, bevor sie der Markt in die Abgründe der Straße schickt, sie verwahrlosen lässt und in Alkohol und Kokain ertränkt/erschnupft…
Die Konsequenz für mich ist die Verabschiedung vom Radiohören und die Reduzierung des Fernsehkonsums auf das Wesentliche – so typisch Gruftie eben… Leider sind aber bei einem Anfang Fünfziger die eigenen Kinder stark in Mitleidenschaft gezogen und die Verständigung zwischen den Generationen leidet unter dem unterschiedlichen Sachverständnis. Wie will ein Elternteil dem Heranwachsenden erklären, dass es auf die innere Schönheit eines Menschen ankommt und nicht auf Farbtattoos, bunte Haare, Vollbärte, Piercings und einem komplett verquerten Soundgeschmack.
Mit dem Verständnis ist es bei mir vorbei. Jeden Tag verlasse ich mit einem Kilo Verständnis das Haus und muss feststellen, dass es bis 10 Uhr bereits verbraucht ist. Und dann höre ich „Hello“ von Adele und habe wieder Hoffnung!
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