In der Arztpraxis (beim Internisten / vom Hausarzt empfohlen / in der Provinz!):
„Guten Tag, ich habe leider keinen Termin. Aber die Beschwerden in meiner Brust im Herzbereich sind beinahe unerträglich…“
„Ja, guter Mann, lesen Sie mal das Schild hier auf dem Tresen. Ohne einen Termin können wir sie nicht einplanen. Den nächsten freien Termin hätte ich für sie am 17. April 2016.“
„Aber das ist ja erst in sechs Wochen!?“
„So ist das eben… – da können wir auch nichts machen.“
„Ja, aber bis dahin halte ich das kaum durch. Und vor allem die Unsicherheit… Und meine Familie – Was sagt da meine Frau???“
„Wie ich schon sagte, da kann ich leider nichts machen. So geht das bei uns schon seit mehreren Jahren! Tun sie mir aber einen Gefallen. Falls sie zu einem anderen Arzt gehen, dann sagen sie noch rechtzeitig den Termin ab.“
„Und wenn ich bis dahin gar nicht mehr am Leben bin?“
„Ja, dann läuten sie doch bitte kurz vorher durch oder lassen uns von ihrer Frau Bescheid geben, damit wir den Termin anderweitig vergeben können. Schauen sie mal ins Wartezimmer, was bei uns los ist!“
Als ich ins Wartezimmer blicke, wird mir beinahe schlecht. Seit 35 Jahren zahle ich in die Kasse ein, und in den letzten Jahren stieg mein Beitrag gegenüber der früheren Solidarvereinbarung mit den Arbeitgebern einseitig zu meinen Lasten (..der SPD sei Dank!!!??? – kein Wunder, dass die bald unter die 10-Prozent-Hürde fallen…, bei dem lächerlichen Sozialprofil – welche Klientel außer sich selbst, bedienen die überhaupt?).
Da sitzen doch tatsächlich ca. 20 Personen – zusammengerechnet ungefähr 1.600 Lebensjahre, und stöhnen miteinander um die Wette (ist vielleicht doch zu böse!). Doch die Vereinsamung der alten Menschen in unserer schnelllebigen Welt führt mit dazu, dass sich eben viele mit ihren Gebrechen in den Arztpraxen einfinden, um miteinander zu reden… – eine Art Stammtisch oder Seniorentreff!
Natürlich könnte ich, angesichts der katastrophalen Terminsituation, einen Wutanfall bekommen, auf die Rentner und auf die Krankenkassen, und am besten auf das gesamte Gesundheitssystem schimpfen, dass ja das beste der Welt sein soll, aber ich unterlasse es und denke mir:
WIE HAT ES DENN ÜBERHAUPT SO WEIT KOMMEN KÖNNEN?
WIEVIEL SCHULD HAT DA UNSERE REGIERUNG UND VOR ALLEM SCHWARZ-GELB ODER SCHWARZ-ROT?
GEHT ES DEN PRIVATEN ETWA BESSER – WOHL KAUM – DA KRISELT ES JA AUCH GEWALTIG!
IST UNSER GESUNDHEITSSYSTEM ÜBERHAUPT NOCH ZU RETTEN?
WIEVIEL VON UNSEREM GELD STECKT ÜBERHAUPT IM GESUNDHEITSFONDS UND WAS WIRD DAMIT ANGESTELLT?
HABEN WIR ÜBERHAUPT BOCK AUF SO EINE SCHEISSE?
UND WARUM WEHRT SICH DENN NIEMAND DAGEGEN?
WARUM GEHEN DIE OSTDEUTSCHEN PEGIDA-HORNOCHSEN JEDEN MONTAG FÜR IHRE RECHTE GESINNUNG AUF DIE STRASSE UND NICHT FÜR EIN BESSERES GESUNDHEITSSYSTEM???
Mittlerweile ächzen die Notaufnahmen unseres Landes vor Überlastung. Durch die Unterversorgung unseres Gesundheitssystems mit Arztpraxen und dem akuten Ärztemangel (vor allem auf dem Lande), suchen die Bürger und natürlich die Kranken und Gebrechlichen, einen Ausweg – und der liegt naturgemäß in der Konsultation der Notaufnahmen. Die wiederum verweisen auf ihre eigene Überlastung und Notsituation, und vor allem darauf, dass unter diesem Aspekt die wirklichen Notfälle nicht mehr der Situation entsprechend abgearbeitet werden können…
Doch wohin fließt eigentlich unser Geld…, unsere Beiträge? Unser Gesundheitssystem ist ein seit Jahrzehnten durch und durch von der Pharma- und Gerätelobby initiiertes und unterwandertes Kapitalistenkonstrukt. Die Profiteure sitzen in börsennotierten Konzernen und in der Politik. Wachstumsprinzip und Gewinnoptimierung stehen über dem ethischen Grundsatz der Ärztevereinigungen, und die ersten Hundertschaften von Ärzten fangen auch schon an, sich die kapitalistische Denke zu eigen zu machen. In unseren Krankenhäusern, von denen die ersten bereits im großen Stil privatisiert werden, sieht das nicht anders aus. In einem undurchsichtigen Konstrukt von Fallpauschalen zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern wird nur der Zuwachs bei Operationen exorbitant belohnt. Die Folge sind Operationen für Kranke, die zur Mehrzahl gar nicht notwendig waren. Die Folge davon sind zigtausende von Kunstfehlern, die unser Land überziehen und die Gerichtsbarkeiten beschäftigen.
Die Privatisierung unserer Krankenhäuser zieht aber noch viel schlimmere Folgen nach sich. Es wird in besagten Einrichtungen an so ziemlich allem gespart, was die BWL-ausgebildeten Schreibtischtäter unter ihren Schreiberling bekommen, obwohl sie von der Praxis gar keine Ahnung haben. Das Resultat daraus sind Hygiene-Katastrophen, Totalüberlastung von Assistenzärzten und unzureichende Ausstattung der Pflege- und OP-Situation.
Das Schlimmste und größte Dilemma in unserem Gesundheitssystem ist der Pflegeschlüssel. Bei einem Personalschlüssen von 10:1 (im Vergleich: Niederlande 4:1…). Hier werden die Menschen wie nummeriertes Vieh behandelt – und das noch bei katastrophalem Essen aus einer Einheitskantine, die ihre Rohstoffe auf irgendwelchen Fleisch- und Gemüsebörsen bezieht, die, je näher die Produkte an die Verfallsdaten geraten, schlichtweg „billiger“ werden… – zum Profit für die Börsianer – na dann, Gesundheitssystem Deutschland Gute Nacht!
Wäre zu überlegen „Lieber in die Kiste zu springen“, als sich von diesem inhumanen System versorgen zu lassen. Auf meinen Termin beim Internisten ist geschissen!
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