Es ist die Zeit des „Grau in Grau“, der Herbstdepressionen, des bevorstehenden kalten Winters. Aus den Nachrichten ist zu entnehmen, dass die Zahl der Krankheitstage durch psychische Erkrankungen nach wie vor exorbitant ansteigt und mittlerweile in Deutschland einen weiteren Höchststand erreicht hat. Doch hat nicht allein das Wetter und das fehlende Vitamin D Schuld an dem Dilemma, nein, es ist die Hast und der Erfüllungsdruck unseres sich in atemberaubender Geschwindigkeit weiter entwickelnden Konsumsystems. Es gilt Familie mit Kindern, Beruf und Berufung, Ehrenamt und Eigentum, soziales Umfeld, die Pflege der Großeltern und vieles vieles mehr abzuarbeiten – und das jeden Tag aufs Neue…
Schon lange sind die Zeiten vorbei, in denen sich der oder die Einzelne auf den Staat hat verlassen können. Mittlerweile kommen ganze Gesellschaftsgruppen unter Druck. So können verarmte Rentner ihre Mieten nicht mehr bezahlen, der Polizist samt Familie muss in die Vorstadt ziehen, weil die Mieten im Zentrum zu teuer geworden sind und Jugendliche verschulden sich ganz automatisch im Reich des Konsumlabyrinthes aus Handymanie, Nintendo, schnelle Kiste und neuem Laptop.
Vielleicht lässt sich ja aus dem Umstand der Perspektivlosigkeit eine Ursache herausarbeiten, aus der man eine Essenz der Fremdenfeindlichkeit generieren kann. „Ich möchte das Grau-in-Grau erhalten, weil mich eine zusätzliche Veränderung in meinem Leben wahnsinnig machen würde…“ – nur so könnte man dann den Satz verstehen: „Ich gehe für Pegida auf die Straße, weil es uns gut geht und weil ich will, dass es so bleibt…“ – Wahnsinn!
Ja, der November ist wohl der graueste und gräulichste Monat von allen und er wird unter uns kaum viele Fans haben. Doch ist jetzt die Zeit für einen Einstieg in die Hallenbadsaison, für die Indoorsaison mit klassischen und Jazz- wie Rockkonzerten, Leseabende, Theater und Kabarett. Jetzt beginnt die Vorbereitungszeit auf das große Fest und wir müssen unsere Wohnlichkeiten für den Winter rüsten. Es ist die Zeit, wo Schule und Beruf eine intensivere Aufmerksamkeit verlangen, bis wir dann zum Jahresfinale in die Kissen sinken dürfen.
Am Wichtigsten jedoch ist die Ruhe und die Muße in dieser Zeit. Ein gutes Buch lenkt ab und glauben Sie mir – es ist die Zeit zu sich selbst zu finden und die eigene Mitte anzusteuern. Lassen Sie den Hype um Gräuel und Blut in den Zeitungen, Geräten und auf dem Äther und fokussieren Sie sich auf ihr eigenes Leben.
In dem Musikfilm „The Wall“ von Pink Floyd geht es um die Auseinandersetzung eines Jungen mit seiner eigenen Isolation in unserer Welt. Wer auffällt oder ausschert, wo wie er, wird ausgegrenzt und sanktioniert. Die Errichtung seiner eigenen Mauer (The Wall) kommt einer Selbstkasteiung gleich und die Bevormundung durch Schule, Staat, Kirche und Gesellschaft schafft einen beinahe schizophrenen Zustand bei dem Jungen und später dem jungen Mann. Der Ausbruch, die Befreiung ist programmiert und so wird die Mauer zum Einsturz gebracht… – „Is there anybody outthere?“ Mit herrlichen Bildern, einer wahren Rockoper und einer eindrucksvollen Aufarbeitung von Overprotection durch die Mutter, Kriegstrauma durch den verlorenen Vater und einer latenten Drogensucht des Jugendlichen selbst, war „The Wall“ in den 80ziger Jahren als Film das Maß aller Dinge und spaltete Jugendliche und Erwachsene in unterschiedliche Lager…
Suchen Sie das Licht im Grau. Suchen Sie die Schönheit des Grau… Als ich gestern durch den mit Dunst durchzogenen herbstlichen Laubwald Richtung alte Raubritterburg über den Waldwegen um Neuburg-Donau herum schlenderte, da mutete der Lichtstrahl, der sich seinen Weg durch das bunte Blätterdach des vergehenden Laubes arbeitete, an, als käme der Schöpfer persönlich auf mich herab, mir mit diesem Licht die Hand zu reichen, mir den Weg zu weisen und mich für die weiteren Aufgaben stärken… Diese Bilder der Ruhe und der Ausgeglichenheit geben genug Kraft für jegliches Grau-in-Grau.
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