..oder: Keine Korruption – kein Erfolg! Oder: Kein Netzwerk und kein Filz – keine Aufträge…! In den letzten Jahren mehren sich die Meldungen, nachdem Großkonzerne Höchststrafen für Korruptionsfälle oder Preisabsprachen zu bezahlen haben. Im Zuge der Globalisierung wird naturgemäß genauer hingeschaut und das amerikanische Rechtssystem handelt sofort und mit aller Härte, treten Wettbewerbsverzerrungen durch Schmiergelder oder zu großzügige Geschenke an Kunden offen zutage. Deutschland rangiert in der weltweiten Korruptionstabelle ganz vorne und der Siemens-Skandal haute wohl in der Vergangenheit die größte Schlagzeile raus.
Doch was passiert eigentlich, wenn im weltweiten Bestechungswettbewerb ein Unternehmen schwächelt – so, wie jüngst passiert? Dann erhält den australischen 35-Milliarden-Auftrag für die U-Boot-Fertigung ein französisches Konsortium, das zu zwei Drittel verstaatlicht ist, gefolgt von den Japanern und Siemens. Schnell wird da der Ruf laut, die Franzosen hätten geschmiert… – und Siemens durfte wahrscheinlich nicht, zu groß sind die Nachwehen aus den jüngsten Skandalen. Wer also nicht mitschmiert, fliegt raus, und kann auf absehbare Zeit den Laden zusperren…
In Zeiten konservativer Politik wird der Korruption auch hierzulande Vorschub geleistet. Das liegt vor allem an der Nähe zwischen Regierung und Wirtschaft. Und wenn dann noch ein sozialdemokratischer Verein den Pappkameraden des Unternehmertums abgibt, dann ist für Gefälligkeiten jeder Art Tür und Tor geöffnet. Sigmar Gabriel erscheint in seiner Funktion als Wirtschaftsminister mittlerweile als schamlos, winkt kartellbefremdliche Vereinigungen wie Edeka-Tengelmann sogar gegen Widerstand des Kartellamtes mit Vetorecht durch und steigert Rüstungsausgaben zu Rekordmarken… Komischerweise konnte er bei dem U-Boot-Deal mit Australien nicht helfen… – besser hätte es wohl ausgesehen, wenn der Deal mit einem Krisengebiet abgewickelt werden würde… – da gäbe es mehr Chancen für ihn zu interventieren…- da wäre die Konkurrenz nicht so groß gewesen…
Viel schlimmer ist jedoch: Was in der ersten Liga passiert, wird in der zweiten, dritten und vierten Liga abgekupfert und auf niedrigerem Niveau perfektioniert. Korruption wird zum System und wir sprechen in der täglichen Wirtschaft offen über Zugaben, Boni und Flugreisen als Geschenke bei Erreichen von bestimmten Umsatzzielen. Wenn Ärzte ein Medikament, zum Beispiel zur Wachstumsförderung von Kindern oder zur Ruhigstellung bei Verdacht auf ADSH, verschreiben, sehen wir diese zum Ende des hiesigen Winters am Strand von Florida Urlaub machen – eingeladen vom herstellenden Pharmakonzern. Wenn eine Kfz-Werkstatt Motoröl kauft, dann bekommt sie bei preislichen Auseinandersetzungen einfach Freikarten für Motorrad-Grandprix’s oben drauf oder zusätzliches Öl ohne Berechnung.
Korruption hat in Deutschland Methode und wird mit einem Höchstmaß an krimineller Energie umgesetzt. Unser beruflicher Alltag ist durchsetzt von teilweise mafiösen Strukturen und selbst in der Altenpflege hält die organisierte Kriminalität Einzug. Unser Staat scheint vor lauter Umsatz- und Steigerungsdenken völlig den Überblick verloren zu haben und reagiert mit der Aufstockung der Polizeikräfte…, die aber sollen Terroristen fangen… – der weitaus größere Terror jedoch passiert im Alltag bei der Aushebelung unseres Wirtschaftssystems durch kriminelle Machenschaften.
Laut dem Kano-Modell wird jede Leistung, die ein Kunde oder ein Abnehmer von einem Unternehmen zusätzlich erhält, im nächsten Jahr vorausgesetzt. Das heißt im Klartext, dass sich die Korruptions- und Bestechungsspirale immer weiter dreht, ähnlich wie das auf Wachstum ausgelegte Wirtschaftssystem des Kapitalismus. Und wir stecken mittendrin und bewegen uns per Lebens-ICE in Richtung Altersarmut. Für die künstliche Hüfte mit 65 wird es aber noch reichen, denn ein Krankenhaus kann nur überleben, wenn es ein Wachstum an Operationen vorweist… – das wäre dann wieder ein eigenes Thema für sich…
Neueste Kommentare