Als Lyriker und Schriftsteller melde ich mich zu Wort und möchte behaupten, dass es wohl kaum einen Künstler der schreibenden Zunft in diesem Lande gibt, der ausschließlich mit diesem Genre behaftet ist. Die Mäzen- und Sponsorenkultur ist dahin und die verschiedenen Branchen der Kunst sind ausgeblutet. Heute haben wir es mit Semi-Schriftstellern und Semi-Malern, Semi-Photographen und Semi-Musikern zu tun. Beinahe jede Kunstlinie ist derart kurzlebig und mannigfach aufgespalten, dass es kaum noch Möglichkeiten gibt, als Künstler von seiner Berufung zu leben.
Ein Beispiel: Nehmen Sie eine Photografin mit einem eigenen Atelier. Zum einen erwächst bei wohl jedem Photokünstler der Anspruch, Kunstaufnahmen oder Aktphotographie in die Tat umzusetzen. Zum anderen gilt es aber das Tagesgeschäft zu absolvieren, um überhaupt leben zu können. Das Tagesgeschäft umfasst die Konfiguration und Bedienung des Photo-Computers sowie die Umsetzung von Kindergarten- und Schularrangements, Hochzeitsphoto- und Jubiläen-Photographie. Außerdem muss das Zusatzgeschäft generiert werden, weil da noch weiterer, dringend notwendiger Umsatz generiert werden kann. Als Photostudio-Besitzerin bist du immer auf Achse und da ist der einstige Anspruch, für Kunst und Ästhetik tätig zu werden, nach ein paar Jahren in weite Ferne gerückt. Zudem werden über das Internet Millionen Motive und Bilder zu einem Spottpreis verhökert, der in keinster Weise den wahren Wert des künstlerischen Aufwandes widerspiegelt.
Ein Beispiel: Jeder Musiker tritt an, um einzigartigen Sound zu produzieren. Egal in welche Musikrichtung es geht, der Enthusiasmus und die Euphorie jedes Musikers ist groß und er tritt mit Ehrgeiz und Energie seine Reise in die Chancen und Abgründe des Musikbusiness an. Die Oberfläche und die Oberflächlichkeit des Musikmarktes hat sich mittlerweile nahezu ausschließlich der privaten Medien bedient, um die Umsätze zu generieren, die für Vertriebskanäle und Management lebensnotwendig sind. Die Förderung der Talente steht da eher im Hintergrund. In erster Linie geht es um den Erhalt der Vertriebsstrukturen eines kompletten Systems, das in sich geschlossen zu sein scheint. Unter diesem Wasserkopf befinden sich unzählige Musiker und Musikerinnen, die sich anpassen müssen oder sollen. Passiert dies nicht, so zerplatzen Träume reihenweise und die einst so hochmotivierten Künstler legen ihre Träume beiseite. Was bleibt sind Erinnerungen und ein Talent, dass eventuell an die nachkommenden Generationen weiter gegeben wird. Natürlich ist damit die Musik nicht gestorben. Jedoch wird nicht im geringsten die Qualität oder die Einzigartigkeit eines Musikers gefördert, sondern schlichtweg die Vermarktbarkeit. Dieses System ist nicht ausgewogen und dient nicht der Kunst und der künstlerischen Vielfalt.
Ein Beispiel: In der Malerei sind die Enttäuschungen eine Künstlers wohl am heftigsten. Schließlich geht es bei den individuellen Talenten meist um sehr introvertierte und außergewöhnliche Persönlichkeiten. In den Bildern wird das Innerste des Malers nach Außen projeziert und jeder Maler gibt somit sehr viel von sich preis. Nun erdreisten sich die Kritiker über Meinungen und Bewertungen, die der Schaffende wohl niemals in der Gänze so nachvollziehen könnte. Und somit sind die Bilder oder ist eine Ausstellung auf Gedeih‘ und Verderb davon abhängig, wie über die Kunstrichtung und die verwandete Technik abgeurteilt und befunden wird. Ge- und Verurteilt ist in dem Bezug wohl der richtige Begriff, denn schließlich hängt von diesen Meinungen die Zukunft und die Lebensfähigkeit des Künstlers ab. Was bleibt und was oft nur übrigbleibt sind tausende talentierter Maler, die mit dem System des Vertriebs einfach nicht zurechtkommen, eine Ausstellung nicht organisieren können oder schlichtweg nicht die richtigen Leute kennen um Erfolg zu haben. Prostitution ist eben nicht jedem sein Geschäft – vor allem nicht das Geschäft eines Künstlers!
Dem Schriftsteller widerfährt das gleiche Schicksal, wie das der Vorbenannten. Noch gut erinnere ich mich an die 90iger Jahre, als ich mit einem Kabarettprogramm auf der Bühne stand und in München in Studenteneinrichtungen auftrat. Schon damals fiel mir insbesondere in der Domagkstraße die vielen talentierten jungen Schriftsteller auf, die davon träumten, mit ihren Werken einmal eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. Sie fristeten ihr Dasein in 1-Zimmer-Appartements, die den Namen nicht verdienen, und warteten auf ein Wunder. Auf dieses Wunder warten die meisten noch heute. Heute finden wir das Gros der Talentierten in Berufen, die nichts mit Kreativität zu tun haben. Als Denkaufgabe könnten Sie, liebe Leser, mal darüber nachdenken, ob Sie auch jemanden kennen, der…
Liebe Liebhaber der schönen Künste.
Ich habe mich entschieden, mit größter Sorgfalt und einem hohen Maß an Leidenschaft und Aggressivität, meiner Berufung, meiner Intention nachzugehen und für meine schriftstellerische Berufung zu arbeiten. Wer jeden Tag an seinem Projekt schafft und an seinem Talent festhält, sich weiter bildet und Solidarität mit Gleichgesinnten bekundet, der wird Erfolg haben. Der Erfolg liegt aber mitnichten in der Generierung von Geld, sondern vielmehr in der Unterhaltung der Interessierten. Denn der Auftrag der schönen Künste ist es, den Menschen dienlich zu sein, ihnen Denkanstöße zu geben und für eine Verbesserung der Welt einzutreten – selbstlos, arbeitsam und voran strebend – als Vorbild für unsere Kinder!
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