Gerade lege ich den Taschenrechner weg. Es galt zu ermitteln, wie viel Soli ich in den über zwei letzten Jahrzehnten nach Ostdeutschland transferiert habe. Mein lieber Scholli, denke ich da, das ist ’ne ganze Menge Holz. Und jetzt skandieren normale Bürger der sogenannten Mittelschicht auf den Straßen Sachsens, und vor allem in Dresden, sie wollen eine Abspaltung von Deutschland als eigenständiges Sachsen, und eine Amtsübernahme von Wladimir Putin.
Schade dabei, finde ich, ist es, dass es nicht wir im Westen sind, die diese Lösung ins Gespräch gebracht haben. Denn, wer will schon diese faule Bande aus Wendeverlierern, ewig Gestrigen, verwöhnten Arbeitslosen und nationalistischen Faschos in unserer Republik haben. Die Präsenz der Rechten in Sachsen hat leider Programm und die regierende CDU hat die Entwicklung komplett verschlafen. Der dortige und die vorherigen Ministerpräsidenten wissen schon seit vielen Jahren von der Problematik der Unzufriedenheit der einheimischen Bürger, versäumten es aber, mit staatlichen Mitteln für exekutive und ordnende Präsenz zu sorgen. Der Mob hat keinerlei Respekt vor der Staatsgewalt und was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr…
Erst vor kurzem feierten wir das 25jährige Jubiläum der Deutschen Einheit. Schon damals war vielen Ostdeutschen nicht klar, was eine Vereinigung mit dem kapitalistischen Westen bedeutet – es bedeutet „Harte Arbeit“. Das waren sie nicht gewohnt; und so versuchten viele ihr Glück im Westen, um zu lernen. Viele Daheimgebliebene jedoch aalten sich im sozialen Bett, ließen sich das Essen ans Bett bringen, betrogen den Staat, bemitleideten sich in Hoffnungslosigkeit und genossen die Hilfe des Vater Staates – was anderes waren sie schließlich nicht gewohnt. Und da macht es auch keinen Unterschied, ob Vater Staat jetzt Merkel, Putin oder Honecker heißt. Hauptsache ist, bloß keine Verantwortung übernehmen und immer in der Gruppe marschieren – alleine bekommt von solchen Menschen eh‘ keiner was auf die Reihe.
Die Naivität und Hilflosigkeit dieses Mobs kennt keine Grenzen und der Wunsch, von Russland aus regiert zu werden, ist ein klarer Beweis für Bildungsniveau und politische Gesinnung dieser Menschenmassen. Glauben denn diese Leute tatsächlich den Unsinn, den sie da verbreiten? Glauben sie etwa, dass Wladimir Putin ihre Rente bezahlt ober überhaupt weiß, was eine Rente ist..? Wenn in Russland jemand länger als ein paar Monate arbeitslos ist, dann wird für ihn schon Arbeit gefunden; entweder in Sibirien oder für die jüngeren gleich an der Südfront.
Im Übrigen, und das sage ich ungern, ist so mancher Dresdner, natürlich auch aufgrund seiner Einstellung, auch Fremder. War waren es schließlich nicht gewohnt, dass wir zu unserer Familie mit Kindern noch einen wildfremden Ossi durchfüttern müssen – aber wir taten es; nicht ganz freiwillig, aber wir taten es.
Ist denn diesen dummen Pegida-Anhängern, die von der NPD und Hooligan-Gruppen unterwandert und vor sich hergetrieben werden wie Vieh, überhaupt bewusst, dass sie das nationale und internationale Ansehen ihres Stadt und ihres Umlandes aufs Nachhaltigste schädigen. Schon jetzt möchte da kaum noch jemand hin und die Übernachtungszahlen sinken zunehmend. War ich noch vor ein paar Jahren durchaus interessiert, nach Dresden zu fahren, um die Stadt näher kennen zu lernen, dann brächten mich heute keine zehn Pferde mehr zu diesem Menschenschlag.
Die Region mit dem geringsten Ausländeranteil in Deutschland hatte die größten Vorurteile gegen Migranten und Asylanten. Diese Haltung spricht klare Bände und zeigt deutlich das politische Versagen der Regierenden. Und da ist in erster Linie ein Ministerpräsident Tillich gemeint, der in der jüngsten Vergangenheit keine klare Kante zeigte, sondern sogar Verständnis für den Mob und für Pegida äußerte. Erst einmal müsste dieser Mann und seine Mannschaft seinen Hut nehmen. Leider ist es nicht möglich, mittelfristig Sachsen aus dem föderalen Verbund zu entfernen. Und es wäre auch den Bürgern gegenüber nicht fair, die sich für Aufnahme und Integration von Ausländern und Asylanten engagieren, genau wie eben auch anderswo in Deutschland. Doch müssen Zeichen gesetzt werden, und die können nur über die Repression erfolgen. Denn der Westen und weite Teile des deutschen Ostens wollen kein Sachsen wie dieses. Und da spielt es keine Rolle, ob es in Sachsen einen anderen geschichtlichen Ursprung gibt. Es müssen Ursachen und Symptome der Fremdenfeindlichkeit mit allen Mitteln bekämpft werden. Es bedarf einer Aufklärungsrate von 100 Prozent bei den Brandanschlägen und es bedarf einer klaren polizeilichen und politischen Haltung gegenüber den Demonstranten… – da können drakonische Strafen nicht ausbleiben, sondern der Arm des Gesetzes muss mit aller Härte angewandt werden… – dann wird es schneller Ruhe geben, als wir es jetzt glauben. Es ist ja eh‘ so, dass wir schon jetzt ungläubig den Kopf darüber schütteln, was sich der Mob in Dresden so alles erlauben darf!
Hallo Bernd,
gerne und oft lese ich auf deiner Seite. Doch irgendwie triffst du hier mit nichten ins „schwarze“. Diese einseitige Betrachtung der Tatsachen erschreckt mich ein bisschen. Ich bin voll und ganz bei dir, das sowas wie es da zu sehen gab (z. B. der Galgen für unsere Kanzlerin) nicht geht, doch gleich eine ganze Stadt bzw ein Land in „Sippenhaft“ zu nehmen geht gar nicht. Wenn Menschen von ihrem Grundrecht gebrauch machen, ihre Meinung frei zu äußern, egal in welcher Form, dann hat man das zu akzeptieren. Ich behaupte, nicht alle Pegidateilnehmer sind Ausländerfeindlich, Rechtsradikal und sonst was. Sie geben nur ihre Verzweiflung frei, wohlwissend, dass sie anders nicht mehr gehört werden. Wo sind den die Lösungen der momentan wichtigsten Fragen ( z.B. Asyl)?
Es gibt keine, weil alle in der politischen Führungsebene bewußt oder unbewußt versagt haben! Die Menschen in Dresden und auch überall anderswo in Deutschland haben Angst, Angst vor dem was kommt… In einem schwäbischen Ort haben binnen 3 Tagen 3000 Menschen ihre Unterschrift gegen ein Asyllager für Flüchtlinge aus dem Balkan abgegeben.. (du findest selber raus wo das war)… und sind diese Leute jetzt „Rechte“, „Ausländerfeindlich“ oder gar „Nazis“? Nein sind sie nicht! Sie haben nur Angst! Und siehe jetzt oben, keiner von der politischen Führung (egal ob Landrat, Ministerpräsident oder Kanzlerin) hat eine Lösung. Ich könnte hier endlos weiterschreiben, ich denke jedoch, du hast mich verstanden…
Und was bitteschön sind „verwöhnte Arbeitslose“ und „Wendeverlierer“?
Du schreibst hier immer zurecht gegen das Medienkartell, doch was hier heute kommt ist leider nicht viel besser…Ich weiß du kannst es besser!
Und zu guter letzt, zu deinem ausrechnen vom Soli, sei erwähnt das auch deine und meine Landsleute im Osten, diesen Beitrag seit der Einführung zahlen…
Und ich setze mich nicht hin nachzurechnen, denn dann müßte ich noch viel mehr ausrechnen, z.B. Steuerverschwendung, Sozialversicherungsmissbrauch und viels mehr…
Trotz meiner Kritik hoffe ich doch, dass du dich trotzdem mal nach 25 Jahren aufmachst, Dresden, Sachsen und den Rest vom „Osten“ zu erkunden. Es lohnt sich, unser Land kennen zulernen, egal wo!
In dem Sinne
Schöne Grüße
Dorich