Mit dem Abgang von Sepp Blatter ist eine Schlacht gewonnen, aber der Krieg noch lange nicht. In mühevoller Kleinarbeit und mit absolutem Machtkalkül errichtete der Fußballpatriarch eine Organisation, die sich selbst vor der Camorra nicht zu verstecken braucht. Die schönste Nebensache der Welt ist unwiederbringlich beschädigt und wird aus diesem Grund wohl über Jahrzehnte nicht mehr zu reparieren sein… Interessant ist beim Thema Korruption im Fußballgeschäft, dass kein Dresdner oder Leipziger zum Demonstrieren auf die Straße ging… – das wäre doch zur Abwechslung mal ein wirklich guter Grund gewesen… Tatsache ist, dass die korrupten Verhältnisse und die Seilschaften in der Fifa, die bis hin in die organisierte Kriminalität reichen, erhalten bleiben und auch erhalten werden. Das für den Vorsitz in Frage kommende Personal pflegt im Übrigen nicht nur nachweislich Kontakte zur organisierten Kriminalität, nein, sogar Verbindungen zur Drogenmafia werden den designierten Nachfolgern nachgesagt. Was das alles mit Fußball zu tun hat muss mir dann mal jemand näher erklären. Jetzt hat sich bei dem Skandal um die Fifa und insbesondere um Josef Blatter der DFB nicht gerade rühmlich aus der Affäre gezogen – O-Ton: „Wir können froh sein, dass uns die Fifa keinen weiteren WM-Platz für Europa weggenommen hat…“ – welch‘ ein Kommentar. Interessanter war da der Beitrag der Engländer, die sogar einen Boykott der Putin-Spiele für 2018 in Erwägung zogen – die Engländer haben wenigstens noch Eier! Und ganz nebenbei erfahren wir, dass ARD und ZDF bereits eine halbe Milliarde für die nächsten beiden Weltmeisterschaften an die Fifa vertraglich zugesichert haben. Da verwundert es kaum, dass ein Infragestellen der Spiele in Russland und Katar nicht zur Diskussion steht – da können die Scheichs noch tausende Gastarbeiter verhungern lassen… – das interessiert den deutschen Anleger wohl kaum!! Ganz Fußball-Europa wird sich damit abfinden müssen, dass in den nächsten Jahrzehnten zum Beispiel der jordanische Prinz Ali bin al-Hussein oder etwa der Kuwaiti Ahmad al-Fahdad al Sababh die Strippen des internationalen Geschäftes zieht, da die Kontakte der Europäer im System Blatter eher beschränkt und eingeschränkt sind – schließlich wurden die schwächeren Fußball-Kontinente über Jahrzehnte nach allen Regeln der Kunst geschmiert und korrumpiert.
Der internationale und der deutsche Fußball ist bis in seine Grundfesten erschüttert und beschädigt – er ist nicht nur zum Nährboden für rechtes Gedankengut und rechte Gewalt geworden, sondern er ist ein korruptes Machwerk aus Interessen und Spekulationen; er ist wohl mittlerweile dasselbe was seinerseits die Gladiatoren-Spiele im ehrwürdigen Rom waren – der ideale Zeitvertreib für das Volk, um von den wahren Problemen des Alltags abzulenken.
Da bleibt zu guter Letzt noch der Hinweis darauf, dass wir ONV’s (Otto-Normal-Verbraucher) uns über Managergehälter aufregen, aber die Gehälter unserer Lieblinge auf gar keinen Fall mit in die Diskussion einbeziehen… So ziemlich jeder erfolgreiche Fußballer sieht sich mittlerweile gezwungen Stiftungen zu gründen, weil selbige nicht mehr wissen, wohin mit den Millionen. Schlimm ist, dass dieses dekadente Labyrinth für den jungen Fußballer nicht nachvollziehbar ist und dass der einst so schöne Sport nur noch für die Interessen von Wirtschaft, Medien und Politik missbraucht wird.
Ich empfehle, falls sich die Strukturen der Fifa nicht gravierend ändern oder falls sich die Fifa nicht einfach auflöst und neu gründet, eine totalen Neuanfang – und der hat unweigerlich immer ein bitteres Ende! Ein Boykott der nächsten beiden Weltmeisterschaften wäre genau die richtige Antwort auf Korruption und Machtgier – denn wer möchte schon eine WM bei einem Diktator und die nächste zu Weihnachten – letztere in Fußballstadien, die auf tausenden von Leichen errichtet wurden…!
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