WAS DENKT SICH WOHL DER HERR?

Und da ist es völlig egal, wie der Herr heißt – Buddha, Gott, Allah oder all‘ die Götter der sogenannten Heiden… – was wird sich der Schöpfer, welcher Fasson auch immer, denken, sieht er unser fehlerhaftes, dekadentes, menschen- und naturverachtendes Handeln.

Mit irrwitzigem Tempo und unbeirrbarem Umsatz- und Zuwachsdenken begehen wir eine Weihnachtszeit, die mit der Geburt Jesu nahezu nichts mehr gemein hat. Die Läden sind übervoll mit Angeboten und die Regale quellen über mit Dingen, die die Welt nicht braucht und niemals brauchen wird. Der ganze Unsinn wird flankiert von einem rot-weißen Weihnachtsmann, der vor knapp 100 Jahren von einem findigen Amerikaner erfunden wurde, um seine gesundheitsschädliche Plörre namens Coca Cola weltweit bekannt zu machen. Im Zuge der Nachkriegszeit hielt dieser Weihnachtsmann Einzug in unsere Wohnzimmer und seitdem sitzen komplette Generationen einer Lüge auf, die niemand wahr haben will – weil Weihnachten ja das Fest der Liebe ist und sich Rot und Weiß besser präsentiert als schlichtes Grau!

In diesem Jahr ist es besonders widerwärtig Weihnachten zu feiern. Schließlich befinden wir uns in einer Humandiskussion, die darüber Aufschluss geben soll, wie wir mit Mitmenschen umgehen sollen, die unserer Hilfe bedürfen. Zäune und Repression sollen die Schutzsuchenden davon abhalten, sich unserem Kulturkreis zu nähern.

Das Fest der Liebe ist zu einem Fest des Konsums und des Materialismus geworden. Statt zu teilen und uns der Geburt unseres Herrn zu erfreuen, üben wir uns in Unmenschlichkeit und übermüllen unseren Planeten durch Geschenkeschrott, der von den Ärmsten dieser Welt angefertigt wurde. Wir akzeptieren, dass chinesische Wanderarbeiter ihre Familien nur ein Mal im Jahr zu Gesicht bekommen oder dass Fabrikarbeiterinnen für einen Hungerlohn unter lebensgefährlichen Bedingungen unsere Geschenke anfertigen und gleichzeitig für unser Fest der Liebe ihre Lieben vernachlässigen müssen…

Unser Weihnachtsmann war einst grau und die Weihnachtszeit eine Zeit des Innehaltens und der Ruhe. Jedermann zog sich zurück, um der Kälte des Winters nicht zum Opfer zu fallen. Freundschaften wurden gepflegt und die Adventszeit galt als Fastenmonat vor dem großen Fest. Mit inbrünstiger Haltung und sozialem Engagement wurde den Armen gedacht und der Glaube vereinte das Volk wie ein unsichtbares Band.

Schon vor fünfzehn Jahren schrieb ich in meinem Gedichtband „Du sprichst mich an“ (Kontrast-Verlag Bingen) über die Dekadenz unserer Gesellschaft und dem heuchlerischen Umgang mit der Botschaft Christi. Daraus entstanden die

ZWÖLF GEBOTE

Du darfst dich niemals frei auf der Erde bewegen,

ohne den Vormund rechtzeitig zu unterrichten.

Du sollst nicht selbst Energie erzeugen.

Du musst für die Gesellschaft arbeiten

und alles solidarisch aufteilen,

bis dass der Tod dich nieder rafft.

Begehre niemals auf gegen das System,

dem du unterstehst.

Schaffe die Alten und Gebrechlichen

aus dem Weg,

dass sie deine Karriere nicht belasten.

Du darfst niemals die Wahrheit sagen,

sonst bringst du dich um den gerechten Lohn.

Überlasse die Kinder dem System,

auf dass sie sich entwickeln wie du selbst.

Schaffe dir die Konkurrenten aus dem Weg,

denn nur der Stärkste soll überleben.

Glaube nur an das, was dir Vorteile bringt,

und orientiere dich an dem, was andere besitzen.

Befolge nicht die christlichen Gebote,

strebe nach Macht und Geld,

und dein ist das Erdenreich.

Nimm‘ dir so viele Lebenspartner,

wie du dir leisten kannst,

und denke nicht an morgen.

Überlasse die Natur ihrem Schicksal,

auf dass der Fortschritt uns unsterblich mache…

Scheinbar ist die Bibel und insbesondere das Neue Testament eine Anleitung für das gegensätzliche Tun, anders könnte ich unser Alltagsleben im Jahr 2015 nicht interpretieren. Wenn wir ehrlich zu uns selber sind, dann müssen wir doch zugeben, dass nur die Befriedigung unseres individuellen Egoismus zählt. Wenn ich sehe, wie die Familien sich gegenseitig durch die Einkaufszentren zerren und die fehlende Zeit für die Liebe durch Müll ersetzen, dann kann ich nur ungläubig den Kopf schütteln.

Leute, wir sind Christen und kein Vieh. Wir sind Menschen und kein dummes Volk konsumierender Statisten. Was kümmert mich denn die Drecksbilanz eines Einzelhandels, der sich darüber freut, 10 Prozent mehr von irgend einem Plastik-Müll verkauft zu haben.

Die Aufforderung zum Konsumboykott wird hiermit von mir erneuert, wohl wissend, das er ungehört verpufft…

Ich wünsche mir für dieses Jahr nichts und spreche ein kleines Gebet:

Herr,

lass‘ uns wieder an dich glauben,

gib‘ uns Hoffnung in den Zeiten des Krieges und der Not,

leite uns an zur Barmherzigkeit gegenüber denen,

die Not leiden.

Herr,

lass‘ uns teilhaben an deiner Gnade,

öffne uns die Augen für unsere Verfehlungen,

gib‘ dem Teufel ein Gesicht,

dass wir ihn erkennen können.

Herr,

lass‘ Frieden einziehen auf dieser Welt,

gib‘ uns die Kraft den Verlockungen

der Weltlichkeit zu widerstehen.

Herr,

lass‘ uns Menschen gemeinsam die Welt pflegen,

schützen und erhalten.

Amen

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