Am Eurotunnel in Frankreich, auf dem Weg nach England, warten 5000 Flüchtlinge auf eine Mitnahmegelegenheit und nehmen, unter Einsatz ihres Lebens, nahezu jede Gelegenheit wahr, um auf die gelobte Insel zu gelangen, die sie aber eigentlich gar nicht aufnehmen will. In Italien erleben wir in den Urlaubsorten eine Flut an Straßenverkäufern, die schier alles versuchen, um an ein bisschen Geld zu gelangen. Für die Türkei hat die Bundesregierung wegen dem Krieg gegen den IS und den Kurden, eine Terrorwarnung herausgegeben. Noch gilt diese nur für die Ballungsräume im Westen und Norden des Landes, doch wissen die Anhänger der PKK und der HDP genau, wo sie den osmanischen Staat am besten treffen – nämlich beim Tourismus…
Doch wir sind noch lange nicht fertig mit der Aufzählung der schönsten Urlaubsgebiete. In Griechenland sind wir konfrontiert mit einer seit Jahren andauernden Armut und die Verhandlungen über das nächste Hilfspaket sind erst jüngst ins Stocken geraten, weil der IWF keine Perspektive bei der geplanten Fondsgründung sieht. Dieser sollte die Kreditgaben absichern, kann aber mangels Masse und totaler Wertüberschätzung der Privatisierungen nicht generiert werden.
Nordafrika fällt als krisensicheres Ferienziel komplett aus. Ob Tunesien, Marokko, Lybien, Ägypten – ein Urlaub in diesen Ländern käme wegen der Terrorgefahr einem russischen Roulette gleich.
Man könnte ja an den Balaton nach Ungarn fahren… Doch in Ungarn werden gerade Zäune zur Flüchtlingsabwehr errichtet. Aufgrund unserer Mauer-Erfahrung könnten ja einige Pegida-Anhänger, Hooligans, Nationale und AfD-Aktivisten gleich mithelfen. Schließlich ist es ja von Dresden aus auch nicht so weit nach Ungarn…
Spanien und Portugal sind womöglich mittlerweile die sichersten Urlaubsländer und so geht meine Empfehlung für den Urlaubssüchtigen Richtung iberische Halbinsel. Natürlich sollte man Almeria und Umgebung meiden. Denn zwischen den Gewächshäusern der Gemüse- und Obstplantagen vegetieren zigtausende von Tagelöhnern in gettoähnlichen Zuständen. Unweit der wunderbaren spanischen Strände erheben sich riesige Müllberge, die sich wild und unkontrolliert immer weiter ausdehnen. Zudem sorgen Mega-Abwasserrohre, die nahe der Hotelanlagen im Mittelmeer münden, für die beste Kanalisationsmöglichkeit. Ja, das Mittelmeer wird sich schon selbst regenerieren, genau wie es der Atlantik und der Pazifik auch tun.
Seien Sie doch nicht so kritisch. Über den einen oder anderen Makel am Urlaubsort könnte man doch hinweg schauen. Doch leben wir hier in Deutschland im Paradiese und möchten genau so schöne Rahmenbedingungen im Urlaub vorfinden wie zu Hause – und das natürlich bei bestem Wetter. Leider dauert es mit der Erderwärmung noch einige Jahrzehnte, bis in Deutschland endlich auch die ersten Wüstenlandschaften entstehen. Dann würde es endlich so warm sein, wie wir es aus unseren Urlaubsresidenzen gewohnt sind. Geduld muss man eben haben – dann lösen sich die Probleme jedes Einzelnen von ganz alleine. Und das mit dem Meer bekommen wir auch noch hin – schließlich könnte der Anstieg des Meeresspiegels dafür sorgen, dass wir in absehbarer Zeit nicht mehr so weit fahren müssen, um etwa an der Nordsee zu baden…
Urlaub machen hat für uns alle mittlerweile höchst abenteuerlichen Charakter – jedes Jahr werden die Karten neu gemischt und wir können per Ausschlussverfahren wählen. Die K.O.-Kriterien sind Flüchtlingsproblematik, Terrorgefahr, Klimawandel, soziale Armut, Elend und Kriegsgefahr…
Jetzt würde ich natürlich anraten, lieber Zuhause zu bleiben – doch verfolgt uns in unserem eigenen Dunstkreis die tägliche Erfüllungspflicht. Schließlich rasselt unaufhörlich das Telefon, diktiert uns das Internet, ruft uns die Firma für eine Sonderschicht ab oder wir müssen Sanierungsarbeiten am Haus vornehmen. Das alles wird noch garniert mit bausüchtigen Montagetrupps, die an jeder Ecke Straßen aufreißen, während gleichzeitig alle 20 Sekunden ein Passagier- oder Kampfbomber über unsere Schädel powert.
Meine Damen und Herren, lebenswert sieht anders aus. Mir persönlich gefällt da der neue Song von Sido und Bourani sehr gut. Der Text von „Astronaut“ trifft den Nagel auf den Kopf. Denn nur da oben im Weltall scheint die Welt in Ordnung…, wenn da nicht ständig diese Satelliten wären, denen man ausweichen muss – und das werden auch jeden Tag immer mehr.
Wir Menschen können meiner Meinung nach nur ein paar Sachen in Perfektion: Wachstum schaffen bis zum Untergang, Machterhalt um jeden Preis, Bevormundung der breiten Masse, Ausbeutung, Krieg und Unterdrückung…
Die Soziale Wärme von einst hat es nie gegeben. Sie war nur ein Sprungbrett hin zu einer Mehr-Klassen-Gesellschaft, die nur ein Ziel hat: Die Elite wird mit Sonderrechten versorgt und ausgestattet, erhält sich selbst und selektiert die Lebenswürdigkeit über das Kapital. Meine einzige Genugtuung bei all‘ den menschlichen Verfehlungen ist aber die, dass auch die Elite und die Kapitalsüchtigen wie Machtversessenen in derselben kaputten Welt leben müssen wie wir – und das kann auf Dauer auch nicht so schön sein. Denn im Elend und im Chaos gibt es kein Paradies!
Neueste Kommentare